Bei uns gibt es nur „Männlein und Weiblein“, oder besser gesagt maskulin und feminin in der Sprache und wenn Ich jemandem in Portugal erkläre, dass in Deutsch – „das Fenster“ Neutrum ist, jedoch die Mehrzahl „die Fenster“ wieder feminin ist und versuche dass zu erklären, sagt mir der Portugiese: Du bist doch bescheuert, wie kann etwas neutral sein und dann wieder feminin, das macht doch keinen Sinn. Was Ich damit beschreiben möchte ist eigentlich simpel: Die portugiesische Sprache ist eine lateinische Sprache und wenn man zum Beispiel Französisch in der Schule hatte oder Italienisch, ist es einfacher die Sprache zu lernen. Oder aber man schafft sich einen bestimmten Wortschatz an, mit dem man über die Runden kommt. Das geht natürlich auch und da helfe ich schon mal, wenn Sie ein Bier wollen, dann heißt das „Cerveja“ und ein Glas Weißwein für die Dame am Tisch ein „Vinho Branco“. Oder man macht es ganz einfach und nimmt sein Handy mit der Google Translation - App mit und spricht drauf, was man möchte. Aber dann kommt es leider zu oft in brasilianischem Portugiesisch, das dann wiederum auch nicht jedem so gefällt. Aber es gibt ja noch die „Zeigefingermethode“, mit der kommt man auch gut durch. Im Allgemeinen ist alles einfacher, entschleunigter, langsamer, aber auch entspannter in Portugal, als sonst wo in Europa. Das ist eigentlich der Grund, warum so viele uns gerne besuchen und dann auch hierbleiben, denn Stress und Druck kennen die Meisten ja von zu Hause und deswegen sind sie ja nicht hier. Und das Verständnis hierfür und die Geduld damit zu leben kann nicht einseitig sein. Es gehört einfach zum Lebensstil der Portugiesen und derer die hier leben wollen auch dazu. Also wenn Sie mal wieder beim Aldi in Lissabon oder an der Algarve stehen, vergessen Sie nicht, Entschleunigung gilt hier überall und deswegen kommen die Leute auch nach Portugal.


Denn ein weiter Grund, warum uns die Menschen aus aller Welt besuchen ist unsere melancholische Seele „Alma“ und dazu gehört eine deutsche Redensart, die Ich oft im Leben gehört habe und die passender hierzu nicht sein könnte. Ich rede vom „halbvollen Glas“ oder „das Glas ist halbleer“. Das ist bei uns eigentlich jeden Tag so. Viele Portugiesen sehen hinter jedem Ereignis ein noch schlimmeres. Mein Opa sagte immer, wenn sich jemand ein Bein gebrochen hatte: „Der Joaquim hatte Glück bei seinem Unfall, denn er hätte sich auch beide Beine brechen oder sogar sterben können“. Damit will Ich sagen, wenn wir in Portugal etwas anpacken, dann sind die Probleme schon da bevor Sie überhaupt auftauchen. Das ist leider so, aber das macht uns auch aus. Wir sind dadurch vorsichtiger, weniger aggressiv als Andere und als Folge davon auch das Land mit einer der geringsten Kriminalitätsraten in der Welt. Wir waren im Jahr 2020 gemäß „Global Piece Index“ das „drittsicherste Land der Welt“.


Aber auch wir verändern uns und eine neue Generation der Portugiesen wächst heran und stellt sich dem Leben. Diese Generation ist eine sehr gut ausgebildete Generation mit Lust auf Neues, auch was die Lebensansichten angeht und den Mut zur Veränderung. Viele haben bereits im Ausland Berufserfahrung gesammelt und kommen nun als Macher der neuen Startup - Szene in Lissabon und Porto. Oder aber auch im Bereich der Gastronomie mit neuen Konzepten zu alten portugiesischen Rezepten, die sie dann in den neuen In-Küchen überall in Portugal in deren Restaurants vorbereiten und servieren. Auch die Musik des Fados verändert sich und wird frischer und jugendlicher. All das ist ein Zeichen, dass wir in Portugal neue Wege gehen werden und unsere Jugend das auch will. Leider macht die Politik uns oftmals einen Strich durch die Rechnung, wenn es nicht möglich ist einen wettbewerbsfähigen Wohnungsmarkt zu fördern mit ausreichend Wohnraum für junge Familien und junge Menschen, die sich bei einem Grundgehalt von 1.000 Euro natürlich keine Wohnung mit 2 Zimmern in Lissabon für 1.500 Euro leisten können. Aber das Phänomen ist ja kein exklusiv Portugiesisches, denn das Problem haben auch Berlin, München, Hamburg und viele weitere deutsche Großstädte. Somit sitzen wir auch hier wieder im gleichen Boot.


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Paulo Lopes is a multi-talent Portuguese citizen who made his Master of Economics in Switzerland and studied law at Lusófona in Lisbon - CEO of Casaiberia in Lisbon and Algarve.

Paulo Lopes