Der ehrwürdige Ford Mondeo wird im Jahr 2022 endgültig aus dem Verkehr gezogen. Wir nehmen nicht nur Abschied vom Mondeo, sondern verneigen uns auch respektvoll vor der 60-jährigen Geschichte der beliebtesten Familienlimousine von Ford, die 1962 zum ersten Mal vorgestellt wurde.

Wenn die Mondeo-Produktion später in diesem Jahr endgültig endet, wird sie durch eine weitere trendige, SUV-ähnliche Kreation ersetzt.

Das endgültige Aus für den Mondeo kommt zu einem bittersüßen Zeitpunkt in der Geschichte, denn es ist fast genau 60 Jahre her, dass der Cortina MK1, der entfernte Vorfahre des Mondeo, das Licht der Welt erblickte. Mit der Einführung des Cortina begann für eine ganz neue Generation von Autofahrern eine dauerhafte Liebesbeziehung zu diesem neuen Konzept eines erschwinglichen, leicht zu besitzenden Familien-Ford.

Ford Cortina

Der Ford Cortina MK1 wurde erstmals 1960 vorgestellt. Das Konzept wurde in rasantem Tempo entwickelt, um den Anforderungen einer ganz neuen Klasse von britischen Autokäufern gerecht zu werden. Das Projekt wurde von Fords intuitivem Produktentwicklungsguru Patrick Hennessey geleitet.

Der Cortina MK1 ebnete den Weg für ein völlig neues Konzept von kompakten und dennoch geräumigen Familienautos. Zunächst gab es zwei "Kent"-Motoren, einen 1,2-Liter-Motor mit wenig Leistung und eine etwas stärkere und weniger asthmatische 1,5-Liter-Variante. Die Cortina MK1 waren mit Schaltgetriebe ausgestattet, boten aber dennoch ein wunderbar benutzerfreundliches Fahrerlebnis mit leichten, geschmeidigen Gangwechseln (eine Eigenschaft von Ford, die bis heute anhält).

Der praktische, großvolumige Cortina wurde schnell zum Objekt der Begierde der Autofahrer. Er wurde auch von Fuhrparkleitern anerkannt, die seine niedrigen Betriebskosten zu schätzen wussten. Auch sein modisches Design und seine Benutzerfreundlichkeit wurden von den Menschen geliebt.

Im Jahr 1966 wurde der erste Cortina MK2 vorgestellt. Mechanisch gesehen war das keine große Veränderung gegenüber dem Original, sondern eher eine Überarbeitung des Stils. Der 1,2-Basismotor wurde auf 1,3 Liter vergrößert und das Angebot um den begehrten Cortina 1600E (den absoluten König der Dad Cars) erweitert. Mehr als eine Million MK2 wurden verkauft, wodurch sich Ford als unangefochtener Marktführer in diesem zunehmend lukrativen Mittelklasse-Markt etablierte.

Die Marke Cortina nahm erst richtig Form an, als sie 1970 zum MK3 weiterentwickelt wurde. Der MK3 bot eine breitere Palette an Motoroptionen. Ein längerer Radstand sorgte für einen geräumigeren Innenraum. Der MK3 fühlte sich an wie ein völlig neuer Wagen und sah auch so aus. Trotz der beträchtlichen Größe des neuen Cortina verfügte das Basismodell jedoch weiterhin über 1,3-Liter-Motoren. Für die Spitzenmodelle gab es jedoch eine neue 2,0-Liter-Motorisierung (Pinto).

Die Hochglanzbroschüren des Cortina lasen sich jetzt wie ein feines Menü. Die Kunden konnten zwischen den Modellen Base, L, XL, GT und GXL mit niedriger Ausstattung wählen. Dieses Konzept kam bei den Käufern sehr gut an, denn je tiefer sie in die Broschüre blätterten, desto mehr Extras gab es standardmäßig gesehen. Das war ein hervorragendes Marketing. Was auf den Kofferraumdeckel geklatscht wurde, zählte jetzt wirklich!

Aber die Zeit bleibt für Ford nicht stehen. Im Jahr 1976 wurde der MK4 Cortina vorgestellt. Eine aufstrebende Kundschaft sehnte sich ständig nach etwas Frischem, Neuem und Modernem. Das bedeutete, dass der Cortina innerhalb von 16 Jahren 4 neue Modelle und unzählige Facelifts erlebt hat. Die MK4-Modelle teilten sich jedoch eine vertraute Plattform mit ihrem Vorgänger und waren mit den gleichen Motoren wie das Vorgängermodell ausgestattet. Die MK4-Modelle erhielten jedoch eine elegante Neugestaltung, mit der Ford der Cortina-Geschichte eine weitere neue Wendung gab.

Die Modellpalette des MK4 war ebenfalls sehr vertraut und reichte von Base, L, GL, S und Ghia. Zusätzlich gab es einen 2,3-Liter-Ghia (V6 Cologne) als Topmodell. Es handelte sich um ein wunderbar geschmeidiges Luxusauto mit einem außergewöhnlichen Maß an Komfort und Raffinesse. Kurz gesagt, der MK4 bot alle üblichen Vorzüge des Cortina - und noch einige mehr.

Die letzte Inkarnation des Cortina wurde nur drei Jahre nach der Markteinführung des MK4 in Form eines Facelifts vorgestellt, als der Cortina 80 auf den Markt kam. Dieses letzte Upgrade führte den Cortina bis zum Produktionsende im Jahr 1982. Damit trauerte eine ganze Generation von Autofahrern um eine absolute Ikone. Das Auto, das in den 60er und 70er Jahren zur Verwirklichung der Ambitionen tausender Menschen beigetragen hatte, wurde nun endlich auf die Wiese gestellt.

Es bedurfte schon einer mutigen Seele, um die Erfolgsformel des Cortina zu ändern. Bob Lutz war der Mann, der mit dieser gewaltigen Aufgabe betraut wurde. Er wollte ein fortschrittliches und aerodynamisches Auto, um die Branche in die 80er Jahre zu führen. Für das Styling war Uwe Bahnsen zuständig, ein Verfechter des Fastback-Designs. Der Sierra wurde im September 1982 auf den Markt gebracht.

Der Sierra

Das Design war ein großer Unterschied zum konservativen Cortina MK4. Den Sierra gab es als Schrägheck oder Kombi, eine Limousine war zunächst nicht erhältlich. Die Innenausstattung bestand aus einem hochmodernen, umlaufenden Armaturenbrett im Cockpit"-Stil mit hintergrundbeleuchteten Instrumenten und einem Bordcomputer bei einigen Modellen.

Im Ausland verkaufte sich der Sierra sehr gut und übertraf den Cortina im Verhältnis vier zu eins! Im Vereinigten Königreich jedoch blühte die Cortina-Liebe weiter auf. Das radikale Styling des Sierra löste keine echte Begeisterung aus. Der Sierra erhielt sogar den Spitznamen "Wackelpudding", als die Verkaufszahlen in Großbritannien einbrachen.

Es bedurfte eines großen Facelifts, um alle Kritikpunkte zu beseitigen. 1987 kam die zweite Generation des Sierra mit einer deutlich verbesserten Frontpartie auf den Markt. Endlich gab es auch eine Limousinenvariante, den Sierra Sapphire. Das Facelifting brachte die Wende für das Auto. Die Verkaufsflaute war überwunden und das angeschlagene Modell wurde nach einem wackeligen Start endlich erwachsen.

Ankunft des Mondeo

1993 endete die Sierra-Produktion und der Mondeo kam auf den Markt. Die Autofahrer erkannten schnell, dass der Mondeo etwas Besonderes war. Ford hatte alle Register gezogen, um sicherzustellen, dass der Mondeo ein sofortiger Erfolg werden würde, nachdem man sich in den Anfangstagen des Sierra die Finger verbrannt hatte.

Das Problem war für Ford plötzlich ein ganz anderes. Damals, 1993, ahnte noch niemand, dass die Ära der Dienstwagen, wie wir sie kannten, zu Ende gehen würde. Bargeldzuschüsse ersetzten die Dienstwagenlisten. Es wurde plötzlich eine Ära der Wahlmöglichkeiten. Wo früher den Vertretern gesagt wurde, dass sie einen Cortina haben könnten, waren jetzt BMWs, Audis und Mercedes-Benz erschwinglich. Der Mondeo, trotz seiner vielen Superlative, konnte da nicht mithalten.

Als der Mondeo MK4 und MK5 auf den Markt kamen, produzierte Ford ein Auto, das sich nach Meinung vieler Gurus "deutsch anfühlte". In der Tat, die neuesten Mondeos sind elegant, sehen gut aus, sind hochwertig verarbeitet, bieten unvergleichlich viel Platz und haben jede Menge Ausstattung. Ich muss es wissen, denn ich habe selbst drei Mondeo-Kombis besessen und sie alle geliebt.

Aber die Verkaufszahlen lügen nicht. Die Zahlen sind weiter gesunken. Bis 2020 wurden in Großbritannien weniger als 2000 Mondeos verkauft. Das ist weit entfernt von der Glanzzeit des Cortina im Jahr 1978, als in Großbritannien 194.000 Exemplare verkauft wurden.

Vielleicht ist das alles nur ein Zeichen der Zeit? Ein weiterer Moment in der Geschichte, in dem etwas Grundlegendes aus unserem Leben verschwindet. Aber wir haben ja noch die Erinnerungen und sogar die alten Familienfotos. Viele von uns werden wehmütig zurückblicken und vielleicht ein Glas auf einen geliebten abwesenden Freund erheben. Einem Freund, der so vielen Millionen Menschen Freiheit und Unabhängigkeit gebracht hat.


Author

Douglas Hughes is a UK-based writer producing general interest articles ranging from travel pieces to classic motoring. 

Douglas Hughes